Bad Honnef – Mit Erschrecken stellte der Verein „Lebendige Stadtmitte“ im vergangenen Jahr fest, dass allein elf Ladenlokale und zwei gastronomische Immobilien auf der Hauptstraße zwischen Kreissparkasse und Linzer Straße leer stehen. Nun hat sich noch Gerry Weber verabschiedet und auch das Frauenzimmer streicht den Standort Bad Honnef. Steht die Innenstadt vor einer Zeitenwende?
Leerstand ist nicht allein ein Problem Bad Honnefs. Kaum eine Kommune leidet nicht unter dieser Erscheinung, die oftmals als Folge des Onlinehandels eingeordnet wird. Sicherlich gibt es auch andere Aspekte, die dazu führen, dass die Kunden ausbleiben. Und damit sind nicht nur die fehlenden Parkplätze gemeint. Die Bad Honnefer City bietet beispielsweise ein äußerst begrenztes Angebot für junge Leute, obwohl die Stadt Universitätsstadt ist und außerdem junge Familien anlocken möchte.
Attraktive Kommunikationsräume
Auch eine hippe Boutique würde nicht allein dazu beitragen, dass das junge Volk in die Landesgrenzstadt strömt. Zum Einkaufen und Bummeln in der City fährt oder geht man, um Bedürfnisse zu befriedigen. Die müssen nicht unbedingt im Konsum von Produkten bestehen. Es reicht bereits, wenn man Orte in der Innenstadt als Kommunikationsräume schätzt. Oder als Orte, an denen man was erleben kann, Musik beispielsweise, Diskussionen, Tanz, Boule …
Dass dann auch Geschäfte aufgesucht werden, ist wahrscheinlich. Ein Kaffee, ein Snack, ein paar Turnschuhe, vielleicht ein neues Hütchen. Gerade hat sich Bad Honnefs einzigartiges Hutgeschäft vom Markt verabschiedet. Ersatz ist nicht in Sicht. Ziemlich schade.
Denn gerade solche einzigartigen Angebote machen eine City stark: Ein Schuhmacher, der das Schuhwerk per Hand anfertigt. Eine junge Schneiderei für Damen- und Herrenmode. Umweltshops. Digitale oder andere Start-ups. Ein Wochenmarkt mit Erlebnischarakter und vor allem mit einem gas-tronomischen Angebot. Eine offene Kirche, die tagsüber übergreifende Kultur zulässt. Und besonders eine Vision.
Bad Honnef hat viel zu bieten
Der Aufbau einer jungen Erlebnismeile, wobei jung nicht für Alter steht, sondern für kreativen Geist und Mut. Und Begeisterung für eine lebendige Vermarktung. Es gibt viele gute, einmalige Geschäfte und Dienstleister im Innenstadtbereich: eine tolle Bücherei, einen Goldschmied, der ausschließlich Unikate anfertigt, einen Laufladen mit exklusiven Angeboten, ein einzigartiges Kindermodengeschäft, einen Secondhand-Shop, der Klamotten von Promis verkauft, einen feinen Blumenladen, Polsterer, einen international bekannten Baddesigner, Walkembach, die zahlreichen schmucken Cafés und, und, und.
Hinzu kommen die Restaurants, von traditionell bis mediteran, Eisdielen, um die manche Stadt Bad Honnef beneidet und auch die kreative Szene – von Fotografie bis Webgestaltung. Nicht zu vergessen die reichhaltige Kultur.
Keine Frage: Bad Honnef hat ein ziemlich eindruckvolles Geschäfts- und Dienstleistungspotential. Und natürlich städtebaulich viele Schönheiten. All das muss der Welt mitgeteilt, ihr gezeigt werden. Am besten von Profis und in Gemeinschaft mit der Stadt, den Unternehmen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern. An einem Kommunikations-, Informations- und Servicepoint, der zentral liegt und gut auffindbar ist. Mit einem kleinen Kaffee- und Imbissangebot, Stühlen und Tischen vor der Türe. Und Rikschas, die Interessierte zu Sehenswürdigkeiten fahren oder zum Bäcker nach Rhöndorf oder Selhof und so weiter und so fort. Ein Anfang.
Königswinter Altstadt hat sich gerade für einen interessanten Weg entschieden, der Erfolg verspricht. Und die Frage liegt nahe, warum sich die beiden Städte nicht (wenigstens teilweise) gemeinsam vermarkten. Köwi hat den Drachenfels, Bad Honnef die Insel.
Wäre doch was!