„Zeitgenössische jüdische Autorinnen und Autoren“
Der Verein „Literatur im Siebengebirge e.V.“ setzte am 12.10.24 seine erfolgreiche Veranstaltungsreihe der Literatur Cafés fort. Bei diesen Veranstaltungen stellen Mitglieder des Vereins Bücher vor, deren Lektüre sie jedem ans Herz lege, der gerne liest. Das bewährte Veranstaltungsformat wurde letztes Jahr weiterentwickelt und so ist LiS dazu übergegangen, die Literatur Cafés stets sowohl im Berg- als auch im Talbereich durchzuführen.
Heike Schlimbach, regelmäßige Gastgeberin bei Veranstaltungen des Vereins, öffnete die Räume ihres Aegidienberger Cafés und sorgte für stilvolle Bewirtung. Erstmals kooperiert LiS dieses Jahr mit dem Verein „Jüdische Vergangenheit und Gegenwart in Bad Honnef e.V.“ „Wir wollen die Chancen nutzen, die eine Kooperation beiden Vereinen bieten kann. Das verspricht eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit zu werden“, zeigt sich LiS Vorstand David Jacobs überzeugt. „Lesefans beider Vereine werden bei Kaffee und Kuchen schnell ins Gespräch kommen. Die Mischung von kurzweilig, aber fundiert präsentierten Leseempfehlungen und gemütlicher Plauderei unter Gleichgesinnten kommt gut an. Alle Literaturcafés der letzten Jahre waren gut besucht!“
Unter dem Titel „Zeitgenössische jüdische Autorinnen und Autoren“ wurden also am 12.10 24 die vier folgenden Romane wärmstens zur Lektüre empfohlen. Für den Verein „Jüdische Vergangenheit und Gegenwart in Bad Honnef e.V.“ stellte Hasret Akman den Roman „Otto“ von Dana von Suffrin vor. Claudia Solzbacher präsentierte den Roman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“ von Dmitrij Kapitelmann. Seitens des Vereins „Literatur im Siebengebirge e.V.“ berichtete Gabriele Hamburger begeistert über ihre Lektüre der Romane „Die Teilacher“ und „Mameleben – oder das gestohlene Glück“ von Michel Bergmann. David Jacobs beschloss den Reigen der Buchvorstellungen mit einer Besprechung des Romans „Broken German“ von Tomer Gardi.
Nächstes Literaturcafé zum Thema „Zeitgenössische jüdische Autorinnen und Autoren“: 21. November um 15:00 Uhr im Café Profittlich, Drachenfelsstraße 21, Bad Honnef
Über den Roman „Otto“ von Dana von Suffrin Dana von Suffrin, 1985 in München geboren, Studium in München, Neapel und Jerusalem, ist von Haus aus promovierte Historikerin. In ihrem Romandebüt „Otto“, der mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet wurde, erfüllt Suffrin den Wunsch ihres Vaters, die Familiengeschichte aufzuschreiben. Die Autorin erzählt aus der Perspektive von Timna, der erwachsenen Tochter des Patriarchen Otto. Dabei schafft die Autorin es, liebevoll humorvoll und doch abrechnend über die dysfunktionalen Familienverhältnisse zu berichten, mit denen umzugehen sie in ihrer Kindheit lernen musste.
Über den Roman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“ von Dmitrij Kapitelman Der 1986 im Kiew geborene Dmitrij Kapitelman ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Er hat mit seinem 2016 veröffentlichen Debütroman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“ sein Aufwachsen im zunächst fremden Deutschland und die Reise mit seinem ukrainischen und jüdischen Vater nach Israel beschrieben. Für beide wird es eine Art Selbstfindungsprozess im besten Sinne, weil er dem Leser – vermutlich heute aktueller denn je – auch Einblicke in gesellschaftliche und politische Zusammenhänge gewährt. Der berührende und zum Teil sehr lustige Roman ist viel gelobt und preisgekrönt.
Über den Roman „Mameleben oder das gestohlene Glück“ von Michel Bergmann Michel Bergmann, Journalist, Regisseur und seit 2010 Autor, Sohn jüdischer Flüchtlinge, 1945 in der Schweiz geboren, wuchs in Frankfurt a.M. auf und lebt jetzt in Berlin. In seinem mittlerweile achten Buch Mameleben setzt er sich kritisch und doch liebevoll mit seiner eigenwilligen, dominanten „Mame“ auseinander. Das eigentliche Thema des Buches sind jedoch die Lasten jüdischer Nachkriegskinder, deren Eltern durch die Hölle gingen. Lebendig, humorvoll und mit jüdischen Wörtern, die im Anhang erklärt sind, erzählt Michel Bergmann seine spannungsreiche Mutter-Sohn-Geschichte voller Situationskomik.
Über den Roman „broken german“ von Tomer Gardi „Realismus schreiben nur Menschen mit einem festen Wohnsitz und einer Aufenthaltserlaubnis“, sagt Tomer Gardi über sein Schreiben. Geboren im Kibbuz Dan in Galiläa, lebt er heute in Berlin. „broken german“ ist sein Debütroman und löste beim Bachmannpreis 2016 eine engagierte Debatte über die deutschsprachige Gegenwartsliteratur aus. Das Buch ist auf den ersten Blick ein übermütiger Großstadtroman, wäre da nicht die Sprache. Tomer schert sich nicht um Orthografie und Grammatik und so erzählt sein Buch ungeniert im Idiom der Migration.
David Jacobs