Freiluftgalerie – Ein ehrenamtliches Projekt, das Kunst und Kultur verbindet
Vom 23.8.2024 bis zum 4.10.2024 findet in Rhöndorf wieder die Freiluftgalerie statt. Insgesamt werden 40 Bilder von Künstlerinnen und Künstlern auf Lkw-Planen gedruckt und Hauswände und Zäune zieren. Laura Solzbacher von der Bad Honnefer Zeitung (BHZ) hat sich mit Franka Peikert und Thomas Zander aus dem engagierten Team der Ehrenamtlichen der Freiluftgalerie Rhöndorf unterhalten.
Laura Solzbacher: Schön, dass ihr die Zeit für ein Interview gefunden habt. Direkt zum Einstieg, erklärt doch mal, welche Rolle der Aalkönig und das Netzwerk Gewaltfrei spielen?
Thomas Zander: Direkt seit der ersten Freiluftgalerie 2021 bringt der Aalkönig den sozialen Aspekt in das Projekt. Der Inklusionsgedanke ist uns sehr wichtig. Die Künstlerinnen und Künstler der Kunstwerkstatt „Der blaue See“ haben immer einen festen Platz bei der Ausstellung. Und letztlich kann mit den Erlösen aus der Freiluftgalerie eine Vielzahl von sozialen Projekten im Bereich der Gewaltprävention, Integration und Inklusion von Kindern und Jugendlichen in Bad Honnef ermöglicht werden.
Franka Peikert: Wir waren erst zwei Frauen, die losgelegt haben, Bärbel Heimann und ich. Schnell war klar, dass wir uns an das Aalkönigkomitee wenden, weil die Zusammenarbeit auch in der Vergangenheit immer gut und eng war. Erika und Mareike Ost haben direkt losgelegt. Mareike hat die Homepage gebaut und ab dann hatten wir einen starken Partner an der Seite.
TZ: … und dann war ja 2021 noch Pandemie und wir haben nach Möglichkeiten gesucht Kunst auszustellen, aber eben unter Pandemiebedingungen. Deshalb passte Freiluft natürlich perfekt. Auch im Haus Hohenhonnef war man direkt dankbar für diese Idee, Kunst draußen gemeinsam auszustellen.
LS: Und die Besucher kommen bei Weitem nicht nur aus Bad Honnef, oder?
FP: Der Kreis zieht sich immer weiter. Es kommen auch KünstlerInnen, die sich bewerben, von immer weiter her…
LS: Die Qual der Wahl? Bei 84 Bewerbungen stelle ich mir das für die Jury wirklich schwierig vor.
FP: Ich finde, das ist die ‚Freude der Wahl‘. Es waren tolle Kunstwerke und ein echtes Vergnügen die Bewerbungen zu sichten. Das hat im Team allen Freude bereitet und war ein wahres Vergnügen.
TZ: Franka ist unter anderem dafür zuständig auszuwählen, welches Kunstwerk an welche Wand kommt, also an welchen Ort.
FP: Ich mache das aber nicht alleine. Wir schauen zu dritt. Mit Erika und Friedhelm vom Bürgerverein überlegen wir lange hin und her und manchmal schmeißen wir es auch wieder um. Manchmal hängt ein Bild schon und dann stehen wir alle davor und denken ‚ne, das ist es nicht‘, dann wird noch mal umsortiert.
LS: Das Prinzip ist also: KünsterInnen bewerben sich, eine Jury wählt die Bilder aus, dann werden sie groß auf LKW-Planen gezogen, an unterschiedlichen Wänden in Rhöndorf ausgestellt und versteigert?
TZ: Genau so ist es. Wir haben neben der analogen Galerie noch eine komplette digitale Welt daneben gesetzt. Es gibt QR-Codes und zu allen Bildern Informationen, Podcasts mit den KünstlerInnen und vieles mehr online. Manchmal ist es nur eine Anekdote zum Bild, manchmal sind es Hintergründe zu den KünstlerInnen. Das ist echt eine Bereicherung. Und schließlich soll dieses Mal auch die Versteigerung der Bilder vollständig online – ähnlich wie bei ebay – stattfinden.
LS: Klasse, das kann ich mir gut vorstellen. Wie reagieren die Rhöndorfer auf Eure Idee?
FP: Wir wurden von Anfang an vom Bürgerverein unterstützt und auch die Anwohner waren direkt begeistert und kooperativ. Anfangs waren wir noch ‚schüchterner‘ und haben eher nach Zäunen geschaut, wollten nicht in Hauswände bohren und so. Aber tatsächlich kommen inzwischen sogar Anwohner auf uns zu und bieten ihre Wände an und sagen, dass sie gerne teilnehmen würden. Das ist wirklich toll. Das Projekt bereichert den Stadtteil, belebt und fördert den Zusammenhalt.
TZ: Zusätzlich fördern wir über das Netzwerk Gewaltfrei auch noch einen Kunstworkshop an der Grundschule Rhöndorf mit KönkerArt, die als Künstlerin mit den Kids dort arbeitet und gestaltet. In den letzten Jahren ist es uns, auch Dank der wunderbaren Unterstützung des Bürger- und Ortsvereins, gelungen, dass die Rhöndorfer die Freiluftgalerie ein Stück weit zu ihrem eigenen Projekt gemacht haben.
LS: Und alle arbeiten ehrenamtlich, richtig?
FP: Ja, wir alle arbeiten als Team ehrenamtlich für den guten Zweck. Wir bezahlen nur die Druckerei Picos und Julian Rein, der die Bilder professionell aufzieht. Dafür kann er die Werkstatt von Holz Bahles nutzen. Die Firma spendet uns neben den Räumen und der Werkstatt auch die Latten.
LS: Viele starke Kooperationspartner sind die halbe Miete, toll, dass es so viele Unterstützer gibt. Simon Wegner macht die Fotos ehrenamtlich?
FP: Ja, alles ehrenamtlich. Wir sind ein richtig tolles und sehr vielseitiges Team. Jeder steuert bei, was er beitragen kann. Ich muss mal überlegen, wie viele wir jetzt insgesamt sind. Fabian Ost ist quasi die Spitze. Norbert Walkembach und mein Mann Johannes nehmen die Bewerbungen entgegen, listen sie und bereiten die Präsentationen für die Jury vor, nachher koordinieren sie die Versteigerung.
TZ: Simon Wegner gilt ein besonderer Dank für die tolle Unterstützung bei dem Druck der Planen. Wir haben hier im Vergleich zu den Vorjahren die Qualität noch mal steigern können.
FP: Wir lernen jedes Mal natürlich dazu und werden professioneller. Marius Nisslmüller und Mareike Ost kümmern sich um die Homepage und solche Dinge. Erika Ost um die Pressearbeit und sie springt immer ein, wo Hilfe gebraucht wird. Thomas Heyer ist in Doppelfunktion für den Bürgerverein und den Aalkönig tätig und bringt die Themen zusammen. Der Bürgerverein unterstützt uns insgesamt sehr. Andreas Krämer hat beispielsweise die Verbindung zu Bahles Holz hergestellt.
LS: Das heißt, gerade im Moment werden die Planen aufgezogen, oder wie können wir uns den Endspurt vorstellen?
FP: Julian ist noch im Urlaub, aber Anfang August werden die Bilder gespannt und dann brauchen wir so ungefähr drei Tage alles zu hängen. Wir haben viel Unterstützung vom Bürgerverein in diesem Jahr. Bis zur Eröffnungsfeier ist aber noch einiges zu tun. Wir sind schon tatsächlich fast ein Jahr mit der gesamten Planung und Vorbereitung beschäftigt.
TZ: Ja, eigentlich kann man nach der Galerie immer schon mit der Planung der nächsten Galerie loslegen. Da steckt eine Menge Arbeit drin. Die Eröffnungsfeier ist auch richtig klasse und ein besonderer Abend. Musik im Pavillon kombinieren wir perfekt und man kann auch mal in Ruhe mit den KünstlerInnen zusammenkommen.
FP: Ja, es ist auch so toll, dass man bei offenen Ateliers und der Freiluftgalerie, bei der sich absolut jeder bewerben kann, KünstlerInnen, die noch gar nicht so bekannt sind oder zweifeln, eine Bühne bieten kann. Wir hatten einmal eine Führung, wo sich nachher fast alle TeilnehmerInnen noch bei Profittlich auf der Terrasse getroffen und sich ausgetauscht haben. So was ist einfach ein besonders inklusives Format. Es ist so besonders, den Menschen Mut zu machen, zu ihren Fähigkeiten zu stehen.
LS: Und es ist auch ein schönes Format für Interessierte, die nicht so viel Ahnung von Kunst haben, einfach mal entlangspazieren und schauen.
TZ: Genau, das soll es sein, für jeden. Jeder kann schauen und jeder kann ersteigern für den guten Zweck. Wir finden Rhöndorf ideal dafür. Es gibt zahlreiche Wanderer und für Touristen ist es dort einladend. Wir freuen uns alle sehr auf die Zeit, in der die Bilder hängen und hoffen, dass auch in diesem Jahr wieder alle Werke versteigert werden.
FP: Beim letzten Mal wurden alle Bilder versteigert, das hat uns natürlich besonders gefreut. Das höchste Gebot waren 1050€. Das ist dann wirklich auch ein gutes Geld für das Netzwerk Gewaltfrei. Von dem Geld werden viele unterschiedliche Projekte gefördert.
LS: Bei meinen Eltern hängt auch ein Kunstwerk im Garten, das macht richtig was her…
TZ: Wir können nur empfehlen, frühzeitig ein Gebot abzugeben. Die Preise für einen wetterfesten und hochwertigen Kunstdruck – für Unikate – sind wirklich nicht hoch.
FP: Uns ist auch wichtig, dass es Unikate sind. Jedes dieser Bilder gibt es so genau einmal.
LS: Wirklich eine richtig tolle Initiative. Ein Ehrenamt für den guten Zweck, das Kunst und Kultur verbindet und den Stadtteil belebt. Vielen Dank für Euer Engagement und das spannende Gespräch.