Interview mit dem neuen Schulleiter von St. Josef, Ralf Saal
Nach 20 Jahre beendete im Juli 2024 Stefan Rost seine Karriere als Schulleiter von St. Josef. Nachfolger ist Ralf Saal. Der 57-Jährige war zuletzt stellvertretender Schulleiter an der Erzbischöflichen Gesamtschule in Pulheim-Stommeln und ist Lehrer für Latein und Geschichte. Außerdem hat er eine Zusatzausbildung für Englisch bis zur Klasse 10. In einem Podcastbeitrag von Claudia Solzbacher erklärt er unter anderem, was ihn motivierte, Pädagoge zu werden und welche Ziele er an der neuen Gesamtschule in Bad Honnef verfolgt.
Am 15.8,2024 hatte Claudia Solzbacher die Gelegenheit, einen Podcast mit dem neuen Schulleiter der Gesamtschule St. Josef, Ralf Saal, zu machen. Hier die gekürzte Textfassung.
C.S.: Vielen Dank, Herr Saal, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns gleich nach Antritt Ihrer neuen Position am 1.8. ein Interview zu geben. Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch!
Können Sie uns etwas über Ihren beruflichen Hintergrund und Ihre bisherige Laufbahn erzählen?
R. Saal: Ich bin 57 Jahre alt und daher schon lange Zeit als Lehrer tätig: Erst an zwei Gymnasien im Oberbergischen, dann war ich einige Zeit lang in der Lehrerausbildung tätig und dann als stellvertretender Schulleiter an der Erzbischöflichen Gesamtschule in Pulheim-Stommeln. Ich bin Lehrer für Latein und Geschichte und habe auch eine Zusatzausbildung für Englisch bis zur Klasse 10.
C.S.: Was hat Sie damals motiviert, Lehrer zu werden? Welche beruflichen Alternativen hatten Sie sonst im Kopf?
R. Saal: Dass ich Lehrer werden wollte, war gar nicht immer klar, sondern ich habe sehr viele Sachen überlegt. Journalismus hatte ich mir vorstellen können. Lange Zeit war auch Jura im Gespräch. Dann war das Abitur ziemlich gut und mein Vater meinte, Zahnarzt wäre mit meinem Abiturdurchschnitt ein guter Plan. Aber ich bin nicht so geschickt mit den Händen. Das war also keine gute Idee. Und dann habe ich mich daran erinnert, dass ich eigentlich immer mit Kindern und Jugendlichen gut zusammengearbeitet habe und auch sehr große Erfahrung in Nachhilfe hatte. Ich konnte sehr gut Dinge vermitteln, strukturieren und Leuten helfen, sich selber ein Stück weiter zu entwickeln, selber Kompetenzen aufzubauen.
C.S.: Und jetzt also Schulleiter hier in Bad Honnef! Wie wird man Schulleiter? Also welche Auswahlverfahren mussten Sie durchlaufen?
R. Saal: Man sollte sich von Anfang an immer fortbilden und auch gucken, ob Führung und Leitung etwas für einen ist. Dann sollte man solche Führungsaufgaben auch stückweise übernehmen. In den staatlichen Schulen gibt es ein Assessment Center, das man durchlaufen muss um Schulleiter oder Schulleiterin zu werden. In den erzbischöflichen Schulen ist es ein sogenannter Revisions-Tag. Man präsentiert eigenen Unterricht, muss eine Lehrerkonferenz leiten, berät einen Kollegen. Und man führt fachliche Gespräche mit der Schulaufsicht. Die Schulleitung selber ist aber gar nicht unbedingt immer mein Ziel gewesen. Es gab sogar eine Zeit, da habe ich gesagt das ist mir zu anstrengend, das ist zu viel. Aber über die Jahre habe ich mit jeder Position, die ich hatte, gemerkt, das liegt mir. Vor allem als ich zuletzt in der Stellvertretung gewesen bin, habe ich eine sehr ermutigende Rückkoppelung von Kollegen bekommen.
C.S.: Und was sind jetzt hier in Honnef Ihre wichtigsten Ziele als Schulleiter?
R. Saal: Ich werde mir erst einmal Zeit nehmen die Schule kennen zu lernen und viele Gespräche führen. Und ein paar Dinge sind mir besonders wichtig. Ein Ziel muss sein, jeden Schüler zum bestmöglichen Ergebnis, zum bestmöglichen Abschluss zu führen und dafür auch individuelle Förderung und Binnendifferenzierung noch weiter auszubauen. Digitalisierung voranzutreiben ist ein weiteres Ziel, denn wenn wir die Schülerinnen und Schüler nicht im digitalen Bereich ausbilden und sie dazu befähigen, darüber nachzudenken, wie man Digitalisierung verantwortungsbewusst einsetzt, wird die Schere zwischen denjenigen, die Vorteile haben und denjenigen, die abgehängt werden, immer größer.
Für mich ist immer auch wichtig, dass der Unterricht modern und am Schüler und der Schülerin orientiert abläuft. Und ein vierter Punkt ist für mich wichtig, nämlich eine werteorientierte Erziehung, ganz besonders an einer katholischen Schule. Damit die Schüler wissen, welche Werte im Hintergrund stehen und sich hoffentlich auch entsprechend verhalten.
C.S.: Und das sind auch die Herausforderungen, vor denen Gesamtschulen aktuell stehen? Oder hat eine Gesamtschule, anders als das gegliederte Schulsystem, vielleicht sogar nochmal andere Herausforderungen?
R. Saal: Ja, denn die Schülerschaft an Gesamtschulen ist noch einmal heterogener als an jeder anderen Schule. Wir haben nicht nur die Hauptschüler, wir haben nicht nur die Realschüler, wir haben nicht nur die Gymnasiasten, sondern bei uns fangen alle an. Das ist zum einen im längeren gemeinsamen Lernen durchaus auch ein Vorteil, weil Bildungsbiografien offengehalten werden und man nicht so schnell auf einen bestimmten Abschluss festgelegt ist. Aber es ist natürlich auch immer ein Spagat, allen Schülerinnen und Schülern gleich gerecht zu werden. Das ist die besondere Herausforderung und die große Chance der Gesamtschule, dass man eben schaut, was steckt in dem Kind noch drin.
C.S.: Sie haben eben gesagt, dass die kirchliche Trägerschaft auch noch einmal besonderen Wert legt auf Werteerziehung. Was glauben Sie, woran merken denn Ihre Schüler und Schülerinnen oder Ihr Kollegium, dass sie in einer Schule leben und arbeiten, die christlich geprägt ist?
R. Saal: Sie merken das, zunächst schon durch die Gestaltung des Schulumfeldes. Also wir finden in jedem unserer Räume auch einen christlichen Bezug. Wir haben den Tag darauf ausgerichtet und strukturiert. Ein Beispiel ist unser täglicher Morgenimpuls. Ich möchte aber auch betonen: Wir sind offen für jeden und jede Schülerin, für jedes Bekenntnis und auch für diejenigen ohne Bekenntnis. Deswegen ist der Morgenimpuls so gestaltet, dass er niemanden ausschließt, also nicht nur christlich orientiert ist. Z. B. sind Gedanken zu besonderen weltpolitischen Ereignissen wie Krieg und Frieden oder Gedanken oder über das soziale Miteinander oder den Wert von Nächstenliebe und Toleranz möglich.
Dann beziehen wir Position hier, indem wir das Jahr über orientiert an den christlichen Festen gestalten. Wir werden auch noch ein Stück weit daran arbeiten, dass dabei alle in dieser Schulgemeinde ihren Platz finden. Zudem ist das Wichtigste, finde ich, dass die Kolleginnen und Kollegen das christliche Menschenbild leben müssen. Das muss sich auch darin äußern, wie die Schülerinnen und Schüler behandelt werden. Dieses Menschenbild äußert sich ja vor allem darin, dass jeder Mensch einen eigenen besonderen Wert hat. Und deswegen finde ich die Gesamtschule auch passend zu diesem Menschenbild.
C.S.: Wie erholt sich der Schulleiter Saal von seinem anstrengenden Job?
R. Saal: Also ich singe im Chor und ich spiele Klavier. Beides ist mir wichtig und ist eine gute Entspannung. Ich mache Sport für den Hausgebrauch. Entspannung heißt auch, sich Zeit zu nehmen, Freunde einzuladen und für die was Leckeres kochen. Und Lesen natürlich – typisch Lehrer.
C.S.: Es gibt zurzeit großen Lehrermangel. Was würden Sie heute Schulabgängern sagen, die mit dem Gedanken spielen, Lehrer oder Lehrerin zu werden? Was ist das Tolle an Ihrem Beruf?
R. Saal: Dass man etwas bewirken kann. Man kann einen positiven Einfluss nehmen auf Bildungsbiografien, auf Kinder und eigentlich auch auf Eltern und sie unterstützen. Man kann einen guten Beitrag dazu leisten, Kinder und Jugendliche ins Leben zu bringen. Wenn die Zusammenarbeit mit dem Elternhaus gelingt, ist das auch ein wirklich befriedigendes Ergebnis. Und damit gibt man der Gesellschaft auch etwas zurück. Wenn ich überlege, wie viele Schüler und Schülerinnen ich in meinem Leben unterrichtet habe und auch Referendare ausgebildet habe und dann denke: Wenn nur ein bisschen davon bei den Schülerinnen und Schülern angekommen ist, fachlich oder menschlich, dann geht das doch in die Breite. Und das finde ich schon einen tollen Gedanken, ehrlich gesagt.
Wenn man für sein Fach und seine Inhalte brennt, aber auch mit Kindern zusammenarbeiten möchte, dann ist das ein super Job.